Ausflug nach St. German/Raron, 5. September 2023
Bei wunderbarem Wetter und hochsommerlichen Temperaturen fahren 25 Jahrgänger/innen nach Raron. Dort besteigen wir den Bus nach St. German – wir haben ihn ganz für uns allein. Wir bestaunen das wunderschöne Winzerdorf und nehmen unter den riesigen Sonnenschirmen Platz auf der Terrasse des Restaurants Lauber. Schon die Aussicht über die Walliser Landschaft ist ein Genuss. Nach dem Apéro geniessen wir ein feines Mittagessen. Anschliessend spazieren wir durch die Rebberge in Richtung der alten Burgkirche von Raron. Unterwegs sind wir froh um jeden Baum, der Schatten spendet. Wir staunen, wie reich behangen die Weinstöcke sind – 2023 wird bestimmt wird einen Traumjahrgang.

In der kühlen Burgkirche erklärt uns Berni, welch spannende und gegensätzliche Geschichten auf diesem Hügel zu entdecken sind: einerseits in der Kirche die spätmittelalterlichen Fresken vom Jüngsten Gericht mit ihrer drastischen Bildsprache: auf der linken Seite die Frommen, die Richtung Paradies wandeln und auf der rechten die Verdammten und Ketzer, die, von teuflischen Gestalten genüsslich geplagt, ins höllische Feuer getrieben werden. Und gleichzeitig sehen wir vor der Kirche das Grab von Rainer Maria Rilke – und rätseln, was wohl der Spruch bedeutet, der nach seinem Wunsch auf dem Grabstein steht: ‚Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern‘. Und wenn wir von hier aus auf die andere Talseite blicken, sehen wir die Seilbahn, die ins schweizweit berühmte Dorf Unterbäch führt. Ausgerechnet in diesem Walliser Bergdorf wurde auf Gemeindeebene 1957 das Frauenstimmrecht eingeführt – dank dem massgeblichen Einfluss von Iris und Peter Roten, die als engagierte Frauenrechtler/innen zeitweise auf dem Burghügel von Raron ihr Büro hatten. Wir können uns an dem wunderbaren Blick ins Rhonetal kaum satt sehen – aber dann geht’s hinunter ins malerische Dorf Raron. Der Weg ist sehr steil, darum lassen sich ein paar von uns von Sarah Kohler, einer liebenswürdigen Frau aus dem Dorf, mit dem Auto vor die Felsenkirche führen. Wieder geniessen wir hier die Kühle eines Kirchenraums - der erst vor ein paar Jahrzehnten erstellt wurde, 1974. Damit mussten die Gottesdienstbesucher nicht mehr den steilen Aufstieg zur Burgkirche unter die Füsse nehmen. Wir lassen den gewaltigen Raum, der für 500 Personen Platz bietet, auf uns wirken. Eine Organistin übt und die perlenden Klänge dieser Musik versetzen uns in Staunen.

Dann geht’s in zwei Gruppen weiter: die einen zieht’s zur Wein Degustation des Winzers Romain Cipolla, der vom Gault&Millau als einer der 150 besten Schweizer Winzer für 2023 klassifiziert ist. Uns vermögen seine Weine nicht so zu überzeugen – zudem ist er auch bei der Präsentation recht wortkarg… Die andere Gruppe gönnt sich im nahen Restaurant eine kühlende Coupe. Und dann treten alle per Zug den Rückweg an. Wir lassen noch einmal die Bilder und Eindrücke dieser einmaligen Landschaft und ihrer Architektur Revue passieren. Mit guten Gesprächen und erfüllt von diesem denkwürdigen Spätsommertag treffen wir in Spiez ein.
Spiez, 13. September 2023, Berni Welten