Jubiläumsreise ins Tessin 2021 vom 6. - 8. September 2021
An einem wunderschönen Spätsommermorgen starten wir 18 Jahrgänger*innen kurz nach 8 Uhr Richtung Domodossola. Es folgt eine prächtige Fahrt im Panoramazug durch die bewaldete Hügellandschaft des Valle Vigezzo und des Centovalli. Auch der wässerige Kaffee vom Bistro-Wägeli tut der guten Laune keinen Abbruch. Wegen Verspätung des Zuges rennen wir auf den Anschlusszug nach Lugano – den ortskundigen Gerry und Christian hinterher. In Lugano beziehen wir unsere Zimmer im komfortablen und sauberen City Hotel. Um vier Uhr nachmittags lassen wir uns im Treno Turistico quer durch die Stadt schaukeln. Anschliessend erkunden wir in kleineren Gruppen die Altstadt, die Fussgängerzone und die Strandpromenade. Und entdecken dabei gemütliche Restaurants, wo wir zusammen ein feines Nachtessen geniessen.

Am Dienstagmorgen geht’s mit dem Kleinbus aus der bunten und lärmigen Stadt in die Stille des Maggiatals. Was für ein Kontrast! Schon auf der Fahrt mit dem überaus freundlichen Fahrer Marcello erleben wir die wilde und romantische Seite der Tessiner Landschaften: steile Berge, Felsen, Schluchten und reissende Bergbäche. Weit hinten im Tal dann der Weiler Mogno und die Kirche von Mario Botta, die auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper wirkt. "Eine Seilbahnstation", entfährt es einem von uns. Wir sitzen draussen auf die Umfassungsmauer des Kirchenvorhofs und lassen uns von Berni die Entstehungsgeschichte und die Bedeutung der Kirche erklären. Nachdem am 25. April 1986 eine Lawine 12 Häuser und die alte Kirche zerstört hatte, entwarf der weltberühmte Tessiner Architekt Mario Botta einen Neubau, der jahrelang sehr kontrovers diskutiert wurde. Schliesslich konnte das Bauwerk von 1992-96 erstellt werden. 3 Dinge möchte Botta mit dieser Kirche ausdrücken: erstens soll sie ein Ort des Gedenkens sein an die Lawine und die alte Kirche; dann symbolisiert der robuste Bau den Widerstand der Menschen dieser Bergregionen gegen die Naturgewalten; und schliesslich will Botta mit den massiven Mauern einen Ort der Stille und Besinnlichkeit schaffen in unserer hektischen und von Eindrücken überfluteten Zeit. So betreten wir denn auch schweigend die Kirche und sind fasziniert ob den Mustern des hellen Peccia-Marmors und des dunkleren Riveo-Granits. Unwillkürlich geht der Blick nach oben zum gekreuzigten Christus, entsprechend dem Wort Johannes des Täufers, der über Jesus sagt: "Er muss wachsen, ich muss abnehmen". Dem Täufer ist diese Kirche gewidmet. "Dona nobis pacem" und "Laudate omnes gentes" singen wir vielstimmig und geniessen die gewaltige Akustik dieses ganz besonderen Raums. Einzigartig sind auch die Dimensionen: der Grundriss der Kirche ist eine Ellipse; der Innenraum ist ein Rechteck, das gegen oben unmerklich in ein kreisrundes Glasfenster übergeht.
Wie gut tut es, nach dem Besuch dieser Kirche zusammen durch den Wald in einer halben Stunde nach dem hintersten Dorf des Tals zu wandern, Fusio. Gerry und Toni haben beim Rekognoszieren dieses Juwel einer alten Siedlung entdeckt. Die massiven Steinhäuser werden heute mit viel Sorgfalt renoviert und vielfach als Feriendomizil verwendet. Auf einer Restaurant-Terrasse mit Ausblick ins wilde Tal geniessen wir ein Apero, bevor uns der Bus an die nächste Station führt: nach Peccia ins Grotto Pozzasc. Was für ein wertvoller Tipp, den Peter Mangold an Gerry und Toni gegeben hat! Schon nur die Lage dieses Grottos ist einmalig: die Terrasse ist direkt an der Maggia gelegen, die sich hier zu einem Felsbecken aufstaut. Dann die wunderbare Polenta, die Christian, auf dem Feuer stundenlang kocht. Wir geniessen sie mit diversen Beilagen nach Wunsch: Rindsragout oder Käse oder Trockenfleisch. Der Merlot schmeckt und ist dabei wesentlich günstiger als am Vorabend in Lugano… Und dann die himmlischen Dessertsorbets mit passendem Schnäpsli. Zwischendurch nehmen Christian und Berni ein erfrischendes Bad in der Maggia.
Es fällt uns schwer, uns von diesem traumhaften Ort zu trennen. Aber Gerry hat noch ein weiteres Highlight parat: wir fahren talauswärts ins Valle Baveno, wo wir den wunderschönen Weiler Foroglio bewundern. Nicht nur die alten Häuser und die engen Gässchen sind hier einzigartig, sondern auch der Blick auf den gewaltigen Wasserfall im Hintergrund. Ein paar von uns steigen hinauf, um das Naturschauspiel aus der Nähe zu betrachten.
Bei der Heimfahrt macht der Bus nochmals kurz Halt, bei einer jahrhundertealten "Römerbrücke" – nochmals werden Fotoapparate und Handys gezückt, um den kunstvollen Natursteinbau über dem schäumenden Bergbach im Bild festzuhalten.
Ganz erfüllt von den vielen Eindrücken treffen wir nach 7 Uhr im Hotel ein und nehmen Abschied vom sympathischen Chauffeur Marcello, der uns an all die schönen Orte geführt hat. Einige gehen direkt in ihr Zimmer, die andern lassen den Tag in einem der vielen stimmungsvollen Restaurants zusammen ausklingen.
Dass der Himmel am nächsten Morgen bedeckt ist, tut unserer Stimmung keinen Abbruch. Wir deponieren unsere Koffer im Bahnhof Lugano und lassen uns nach kurzer Bahnfahrt in kleinen Gondeln auf die Alpe Foppa, unterhalb des Monte Tamaro hinaufbringen. Gleich neben der Bergstation steht wieder ein sehr spezieller Bau – die Kapelle "Santa Maria degli Angeli", die der Besitzer der Seilbahn nach Bottas Plänen zum Gedenken an seine verstorbene Frau errichten liess. Einerseits ist die Handschrift Bottas auch hier auf den ersten Blick zu erkennen: ein massiver Bau, einem Burgturm gleich, mit von Hand behauenen Natursteinen aus der Umgebung gestaltet. Und anderseits stellen wir fest, wie sehr Botta feinsinnig sich auf die Gegebenheiten einstellt: auf einer langen Brücke geht der Besucher erst einmal zu einer Aussichtsplattform: hier eröffnet sich ein einmaliges Panorama über bewaldete Berge, die Ebene und den See. Über allem ein schlichtes Kreuz, wie als Erinnerung: dieses schöne Land zeugt von der Herrlichkeit Gottes. Wenn wir dann in den Kirchenraum hinuntersteigen, bestaunen wir die Fresken des italienischen Malers Enzo Cucchi: vorne die grossen geöffneten Hände mit dem eingezeichneten Kreuz – ein schlichter Ausdruck dessen, dass Maria den Willen Gottes – ohne ihn zu verstehen – vertrauensvoll angenommen hat. "So nimm den meine Hände und führe mich…". Nebst dem Licht von oben, das vorne auf die geöffneten Hände fällt, erhellen ringsum 22 kleine Fenster den Raum. Wer sich die Musse nimmt, die 22 Bilder und kurzen Gebete näher anzuschauen, entdeckt kleine und grosse Wunder des Alltags: den Ölzweig, die Rose, den Leuchtturm, die Zeder, den Granatapfel…
Auch wenn es hier, auf über 1500 Metern an diesem Tag recht kühl ist, wir geniessen auf längeren und kürzeren Spaziergängen die Alp-Landschaft und den Blick in die wilden Täler.
Und dann heisst es zurück nach Lugano und dort in den Zug steigen, der uns wieder nach Hause bringt. Diesmal durch den Gotthard Basistunnel und den vielen Seen entlang nach Zürich. Eine kurzweilige Fahrt zusammen mit Menschen, die uns in diesen Tagen noch viel mehr ans Herz gewachsen sind. Zu den letzten Sonnenstrahlen geniessen wir einen Trunk in der weiten Bahnhofhalle Zürich. Und nach den letzten anderthalb Stunden Zugsfahrt heisst es Abschied nehmen. Wir versprechen, die Fotos auszutauschen, damit die Bilder dieser Tage noch weiter in unseren Herzen leuchten können. Und wir alle möchten einen speziellen Dank an Gerry und Toni ausdrücken, die so viel dazu beigetragen haben, dass die Jahrgängerreise ins Tessin rundum geglückt ist.
Spiez, 17.09.2021/Berni






































































































































































Bericht: Berni; Fotos von Françoise, Gerry, Jakob, Berni, Alphonse und Kari